JB: Ich hatte damals ein anderes Bilderbuch über schlechte Laune gelesen. Dort war das Fazit grob gesagt: schlechte Laune ist unerwünscht und muss verjagt werden.
Ich denke nicht, dass wir mit Emotionen so umgehen sollten. Gefühle zu unterdrücken oder sie „zu verjagen“ ist keine Lösung. Und: Keine Emotion ist per se schlecht. Nicht mal „schlechte“ Laune oder Wut. Im Gegenteil: Werden wir muffelig oder wütend, ist das ein Zeichen, dass etwas nicht stimmt. Wenn wir z.B. ungerecht behandelt oder übergangen werden.
Wenn wir schlechte Laune – egal, ob von uns oder anderen – ernst nehmen und liebevoll auf sie eingehen, hilft sie uns genauer hinzugucken und herauszufinden, was stört oder nicht im Gleichgewicht ist. Nur so können wir etwas ändern und wieder glücklich sein.
Das Muffelmonster muss und soll nicht vertrieben werden. Es verblasst, passt aber weiterhin auf und meldet sich, wenn mal wieder was nicht stimmt …
JB: Beim ersten Band wollte ich ganz bewusst der Haltung, schlechte Laune zu verjagen bzw. zu unterbinden, etwas entgegensetzen. Dass es hilft, liebevoll mit schlechter Laune umzugehen, hatte ich daher auch bei den Folgebänden im Hinterkopf. (Das gilt übrigens auch und gerade für Erwachsene). Trotzdem schreibe ich vor allem intuitiv.
Mit der eigenen Erfahrung ist es sogar eher umgekehrt: Weil ich diese Bücher geschrieben und über das Thema nachgedacht und recherchiert habe, reagiere ich auf meine schlechte Laune jetzt sofort mit der Frage: Was stimmt nicht? Was ist das Problem? Allein durch Verstehen und Verständnis macht sich die schlechte Laune erst gar nicht breit. (Und im zweiten Schritt kann man dann die Probleme effektiv an der Wurzel packen.)
JB: Sicher kann es nicht schaden, noch einmal ein älteres Buch der Reihe zu lesen, um den Tonfall und Stil zu treffen. Aber eigentlich brauche ich das nicht wirklich. So wie man seine Familie sowie gute Freunde und Freundinnen mit all seinen Stärken und Besonderheiten kennt, so kenne ich meine Buchfiguren. Vielleicht sogar noch besser. Und so ist es für mich ein Klacks, in sie hineinzuschlüpfen. Dann sprechen und handeln die Figuren fast von selbst und ich muss nur noch mitschreiben …
JB: Um zu schreiben, ist es vor allem wichtig, dass man selber noch einen Zugang zu seinem inneren Kind hat und immer noch wie ein Kind fühlen und denken kann. Erich Kästner schrieb: „Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch.”
Als Leitfigur fungiert beim Schreiben also vor allem mein inneres Kind.
Aber natürlich ist es für mich wunderbar, wenn ich bei Lesungen sehe, dass die Geschichten genauso bei den Kindern ankommen, wie ich es mir vorgestellt habe.
Oder wenn ich Leserpost bekomme: Wenn auch nur ein Kind von meinen Geschichten berührt oder begeistert wird, hat es sich schon gelohnt, das Buch zu schreiben.
JB: Ich schreibe zumeist erst die Geschichte fertig. So lange, bis sie mir richtig gefällt. Dann erst gebe ich das Manuskript ab und es wird illustriert. Je nach Projekt findet ein mehr oder weniger intensiver Austausch statt. Von den Illustratorinnen höre ich immer wieder, dass sie beim Lesen schon gleich Bilder im Kopf haben und sofort losmalen.
Das liegt vielleicht daran, dass ich beim Schreiben auch Bilder im Kopf habe. Dort läuft ein kleiner, sehr lebendiger Film ab – mit Szenen und Dialogen. Ich muss einfach nur mitschreiben.
Bis zum nächsten Mal und hab immer genügend guten Lesestoff in greifbarer Nähe,
Deine Nele